Einschneidende Begegnung: Dilsah Sue mit einer Therapeutin bei der Arbeit mit einem Delfin. Die Tiere in Antalya leben in einem Freiwasser-Delfinarium. Ihre Mutter kämpft für eine weitere Behandlung.
Dilsah Sue plappert. Seit einem Jahr gibt das Mädchen mit den dunklen Augen auf diese Weise zu verstehen, dass sie irgendetwas erzählen möchte. Laufen kann sie schon länger. 2007 ist sie zum ersten Mal selbstständig vom Boden aufgestanden
Und hat dann, nach und nach in kleinen Schritten innerhalb eines Jahres laufen gelernt. Das alles ist für die Neunjährige und ihre Familie nicht selbstverständlich. Dilsah Sue ist mit einer Zwerchfellhernie zur Welt gekommen.
Schon im sechsten Monat der Schwangerschaft stellten die Ärzte fest, dass sich das Zwerchfell des kleinen Mädchens nicht geschlossen hatte. Die Organe im Bauchraum wurden nicht an ihrem Platz gehalten und engten die Lunge ein. „Das war eine schlimme Nachricht für mich“, erzählt Dilsah Sues Mutter Bahar Coskun. Aber sie habe trotz der schlechten Prognosen beschlossen, abzuwarten und nach vorn zu blicken. „Es war mir egal, was die Ärzte sagten. Ich habe gemerkt, dass das Baby in meinem Bauch auf mich reagiert. Und da habe ich beschlossen, dass ich meine ganze Liebe aufbringen werde, um meine Tochter zu unterstützen, wenn sie auf die Welt kommt.“ Schließlich war Dilsah Sue ein ersehntes Wunschkind.
Operation direkt nach der Geburt
Als das Mädchen in der 34. Woche zur Welt kam, musste es gleich operiert werden. Die Ärzte schlossen das Zwerchfell. Außerdem diagnostizierten sie eine Balkenagenesie. Das heißt, dass sich die Verbindung zwischen den beiden Gehirnhälften nicht ausgebildet hat. Sechs Monate musste der Säugling im Krankenhaus bleiben. Dilsah Sue wurde beatmet und durch eine Sonde ernährt. „Die Ärzte haben mir gesagt, dass meine Tochter immer bettlägerig bleiben wird und ich nicht mit einer Entwicklung rechnen darf“, erzählt Bahar Coskun. Sie freut sich, dass sie mit ihrer ganzen Energie und ihrer unendlichen Liebe zu ihrer Tochter diese Vorhersagen widerlegt hat.
„Jeder kleine Fortschritt wie Lottogewinn“
Ein halbes Jahr nach der Geburt bestand Bahar Coskun darauf, ihre Tochter mit nach Hause zu nehmen. Und ganz langsam entwickelte sich die kleine Dilsah Sue doch. „Bei ihr ist jeder kleine Fortschritt wie ein Lottogewinn“, sagt Bahar Coskun. Erst vor wenigen Wochen hat es wieder so eine Situation gegeben. Das Mädchen nahm beim Essen mit der Familie selbst die Gabel in die Hand, weil ihr das Füttern nicht schnell genug ging. „Wir haben alle geweint“, sagt ihre Mutter. Zur Entwicklung der Neunjährigen hat eine Delfintherapie beigetragen.
Therapie mit Delfinen bewirkt Wunder
„Ich habe irgendwann davon gehört. Mit der Unterstützung durch Dilsah Sues Patin Theres Ilskens haben wir es geschafft, das Geld für die Behandlung in der Türkei zusammenzubekommen.“ Bereits am zweiten Tag wandte sich das Mädchen aufmerksam den Delfinen zu. „Am zehnten Tag ist sie im Hotelzimmer aufgestanden. Wir konnten es kaum glauben.“
Bahar Coskun möchte Dilsah Sue eine weitere Begegnung mit den Delfinen ermöglichen. Sie ist sicher, dass die Ultraschallwellen, die die Tiere aussenden, die Blockaden im Gehirn ihrer Tochter lösen.
Artikel in Gütersloher Volkszeitung, 27.04.2012, Autor: Regina Bojak