Kein Wunder, aber ein Lichtblick

Delfintherapie half Serge: Er lächelt, konzentriert sich besser und nimmt Umwelt bewusster wahr.

HALTERN. Ich Werde erwartet. Der 13-jährige- Serge ist aufgeregt, durch seine dicken Augengläser strahlt er mich an.  Seine Mutter, Dodo Akpagnonite, will erklären, wer der Gast ist. Doch Serge erinnert ich an meinen ersten Besuch, er weiß, warum ich komme und lächelt in die Kamera.

Der schwerstbehinderte Junge. der damals seine Arme nicht in den Griff bekam, wartet ab.  „Hi! Na, wie geht ’s?“, kann ich ihm sogar die Hand schütteln. Er grinst mich an. Soll heißen: ,Alles in Butter.“

Vor einem Jahr lernte ich Serge und seine Mutter Dodo Kennen. Sie war müde, aber ließ sich nicht unterkriegen. Serge konnte sich nicht konzentrieren, seine zu Fäusten verkrampften Hände nicht koordinieren. Obwohl er angeschnallt im Rollstuhl saß. war er immer in Bewegung, sein Kopf schlackerte bei jeder Gemütsregung. Wären Rückenteil, Kopfstütze und
Lehne seines Rollstuhls nicht gepolstert gewesen, wäre er übersät mit blauen Flecken. Seine Mutter musste seine Spucke abtupfen. Jetzt erinnert sie ihn zwar, aber er macht es wenn auch ungeschickt. meist allein. Er kann sogar die Faust Öffnen.

Vor zehn Monaten saß er, was meinen Besuch anging, apathisch im Rollstuhl. Jetzt will er „mitreden“. Lachen, Summen, Handbewegungen, Rollen mit den Augen oder Blinzeln – er folgt unserem Gespräch. Die Mutter erzählt, sie seien Dienstag aus der Türkei zurückgekommen, zwei Wochen war er mit Mama Dodo in Antalya zur Delfintherapie mit „Flip“, „Jonas“ und „Frosia“. Der Aufenthalt in Antalya, erzählt Dodo, war sehr gut. Nicht nur Urlaub, sondern für alle Beteiligten harte Arbeit.

Morgens fanden die Einheiten mit den Delfinen statt, nachmittags wurden den Physio- und Cranio-Therapien fortgesetzt. Serge veränderte sich bereits nach der dritten Begegnung mit den Delfinen. Möglich wurde die Therapie, die dem Jungen sehr gut getan hat, dank der Hilfe vieler unserer Leser. Sie waren vom Schicksal des Jungen sehr berührt, dass sie für Serges Delfintherapie spendeten.

Er konnte seine Hände öffnen und sich an der Flosse des Delfins festhalten. Und er hat viel gelächelt,“ erzählt die Mutter. Das tut er jetzt noch, eine Woche nach der Rückkehr in Haltern. Serge kommuniziert mit seiner Umgebung, er nimmt die Umwelt bewusster wahr, konzentriert sich. In der Türkei konnte er dank der Delfintherapie Füße und Arme gerade halten, entspannt sitzen.

Als Dodo Akpagnonite von „Flip“ erzählt, wird Serge munter. Er hebt seine Hand, streckt die Finger und zieht Kreise in der Luft. „Das Zeichen für die Delphine, sich im Wasser zu drehen“, erklärt Dodo. Als sie die kurzen Filme von Serges Therapieeinheiten vorspielt. reagiert er sofort auf den Delfingesang. Er erkennt, dass sie nicht real um ihn sind. entspannt aber und lächelt glücklich. Die Therapie, sagt Mama Dodo. wer ein Glücksfall für Serge. Er habe sich positiv entwickelt. Sie hofft, dass sie fortgesetzt werden kenn. Aber die knapp 9000 Euro hat sie nicht. Sie will Dieter Schart, Vorsitzender der Aktion „Delfin e.V. – Hilfe für kranke Kinder“ fragen. Sie kämpft um jede Verbesserung für Serge. Dafür ist ihr nichts zu viel. Zunächst aber sagt sie „Danke!“ – dem Verein „Delphin e. V.“ in Oldenburg, dem „Onmega Therapiezentrum in der Türkei sowie den vielen Spendern.

Spezielle Therapie

Dodo Akpagnonite flüchtete mit Serge 2004 aus Togo, seit 2005 Ieben sie in Haltern. 40 Tage nach seiner Geburt erlitt der junge Krampfanfalle, die eine Schwerstbehinderung verursachten. Serge kann nicht gehen, nicht alleine essen. in der Delfintherapie hat er zehn Sekunden stehen konnen. Eine Delfintherapie ist eine speziell und individuell auf Kinder und lugendliche mit Behinderungen und besonderen Bedürfnissen abgestimmte Therapie. Bei kombinierten Behandlungsformen ist der Delfin Motivator und Belohnung für gewünschtes Verhalten (körperlich, mental und emotional).

Artikel in Halterner Zeitung, 30.10.2012, Autor: Elke Rüdiger