Delfintherapie: Die achtjährige Victoria lernt das Laufen
Artikel aus Sächsische Zeitung [online], 24.09.2011, Autor: Catharina Karlshaus
Das Mädchen konnte bisher nicht auf eigenen Beinen stehen. Nach zwei Wochen Delfintherapie gibt es plötzlich große Fortschritte.
Manuela Lenuweit ist eine glückliche Frau. Ohne Zweifel. Die 47-Jährige ist braun gebrannt, die kummervollen Augenringe sind Lachfältchen gewichen, und ihre Körperhaltung strahlt neu gewonnene Stärke aus. Manuela Lenuweit ist vor allem eine glückliche Mutter. Die Mutter jener achtjährigen Victoria, für die viele Menschen in Priestewitz, Großenhain und anderen Städten und Dörfern viel Geld gespendet hatten.
Situation war sehr belastend
Über 15.000 Euro waren bei der gemeinsamen Aktion der SZ-Lokalredaktion Großenhain und der Gemeinde Priestewitz zusammengekommen. Allein 9450 Euro kostet die Delfintherapie im türkischen Antalya, die sich die Familie bisher aus eigener finanzieller Kraft nicht leisten konnte.
„Gerade das war besonders schlimm für meinen Mann“, sagt Frau Lenuweit. „Er geht immer arbeiten, und dennoch reichte es nicht für unsere Kleine. Diese
Situation belastete uns rund um die Uhr“. Seit der ersten Veröffentlichung in der SZ vom 5. Mai hat sich das Leben der sorgengeplagten Eltern aber grundlegend verändert. Denn Victoria macht Fortschritte, ist ausgeglichener und stand bereits im August im Kniestand. Ein Ereignis wie Ostern, Geburtstag und Weihnachten für die Eltern an einem Tag.
Dann war es soweit. Nach all den Jahren des Hoffens und Wartens konnten Lenuweits ihre Koffer packen: Am 2. September flogen sie in die Türkei. Im Gepäck nicht nur Sommersachen und Spielzeug, sondern vor allem jede Menge Wünsche. Wer Manuela Lenuweit dieser Tage sieht, weiß, sie haben sich alle erfüllt. „Victoria hatte überraschenderweise überhaupt keine Eingewöhnungsprobleme. Bereits am zweiten Tag hatte sie sich an die Abläufe im Hotel und im Therapiezentrum gewöhnt“, sagt sie. Straff organisierte Abläufe, die für das blonde Mädchen, das organisch als gesund gilt, harte Arbeit bedeuteten. Morgens ging es mit einer Craniosacraltherapie los – ein manuelles Verfahren, bei dem Handgriffe vorwiegend im Bereich des Schädels und des Kreuzbeins ausgeführt werden. Dann schlossen sich Hipotherapie und das Zusammensein mit den Delfinen an. „Jedes Kind arbeitet immer mit einem Tier. Zunächst wird es durch die Therapeutin mit ihm vertraut gemacht. Und am Ende bewegen sich dann beide völlig angstfrei gemeinsam im Wasser“, weiß Lenuweit. Victorias 290 Kilogramm schwerer Freund aus dem Meerwasser hört auf den Namen Flip. Und er zog in den 14 Tagen, in denen die Kleine im Therapiezentrum weilte, alle Register.
Nicht nur, dass sich das Mädchen in kurzer Zeit mit dem Schwimmring allein im Wasser bewegte, von Stunde zu Stunde ruhiger wurde und jede hektische Bewegung oder das für sie bisher typische ängstliche Kreischen ablegte. Plötzlich saß sie frei und ohne Hilfe. Aus bisherigen Lautierungen formten sich Laute, sogar das „ja“ kam über ihre Lippen. Irgendwann schmiegte sie sich an Mama. „Das war ein ganz besonderer Augenblick für mich“, sagt Manuela Lenuweit. „Victoria umarmte mich nicht, weil sie Hilfe suchte, sondern sie wollte mir erstmalig bewusst zeigen, dass sie mich lieb hat.“ Ein Moment, in dem sie Flip am liebsten geküsst hätte.
Es ist wie ein Wunder
Getan hat sie es schließlich, als ihre Tochter den Rollstuhl verließ bzw. sich wieder allein hineinsetzte. Mehr noch: Das achtjährige Mädchen konnte nach wenigen Tagen in Antalya erstmals in ihrem Leben ihre Beine fest auf den Boden stellen. Victoria kann stehen. In der Türkei und im Garten daheim. „Man kann diese Therapie nicht erklären. Aber sie funktioniert“, sagt Manuela Lenuweit schluchzend. Unendlich dankbar sei sie allen Menschen, die für ihre Victoria gespendet haben. „Sie haben uns zu diesem Wunder verholfen.“
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