Delphintherapie Praktikumsbericht von Carmen
Von Mag. Carmen Viereckl, Diplompsychologin
Ich habe von August bis Oktober 2010 ein Praktikum im Delphintherapiezentrum Antalya/Türkei gemacht und möchte mit diesem Bericht zukünftigen InteressentInnen meine Erlebnisse und Eindrücke näher bringen.
Das Therapiezentrum beschäftigt ein multikulturelles Team, bestehend aus TherapeutInnen, DelphintrainerInnen, PraktikantInnen und diversem Personal, welches hauptsächlich für den Tourismus zuständig ist. Gute Englisch-Kenntnisse sind also unbedingte Voraussetzung, um in diesem Betrieb arbeiten zu können und eine gute Zeit dort verbringen zu können.
Aufgabenbereiche
Die Aufgaben einer Praktikantin/ eines Praktikanten bei Onmega gliedern sich in verschiedene Bereiche. Es gibt viel Organisatorisches, vor allem in Zusammenhang mit den Therapiefamilien zu erledigen. Bei neu ankommenden Familien sind die Willkommensmeetings vorzubereiten und die Familien im Hotel zu begrüßen. Dir PraktikantInnen wohnen den Meetings auch bei. Teilweise werden diese in Englisch abgehalten, und häufig benötigen die Familien Übersetzungshilfen. Es sind diverse Hotelgänge zu machen um zu kontrollieren, ob für die Familien alles in Ordnung ist und ob sie alles zu ihrer Zufriedenheit vorgefunden haben (häufig benötigen die Familien besondere Pflegebetten oder Kochutensilien für ihre Kinder). Es sind auch neue Akten anzulegen bzw. die bestehenden Akten zu verwalten. Auch die Koordination der Termine für die alternativen Therapien (Hippotherapie, Physiotherapie, Cranio-Sakral-Therapie) obliegt größtenteils den PraktikantInnen.
Die Therapiekinder werden meist unter den PraktikantInnen „aufgeteilt“, sodass jedes Kind einen Praktikanten / eine Praktikantin zugeteilt bekommt, der/die es während des gesamten Aufenthaltes begleitet. Vor den Therapien sind die Plattformen vorzubereiten. Je nach Wunsch der Therapeutin/des Therapeuten sollten diverse Utensilien für die Therapie griffbereit zu Verfügung stehen. Während den Therapien können die PraktikantInnen bei Bedarf assistieren, das heißt z.B.: Kinder, die alleine nicht sitzen können stützen, damit der/die TherapeutIn verschiedene Übungen mit dem Kind machen kann, Schwimmhilfen anlegen, Gegenstände reichen,… Ansonsten hat der/die PraktikantIn während der Therapie eher die Funktion des Beobachters / der Beobachterin. Je nach Qualifikation werden die PraktikantInnen mehr oder weniger aktiv in das Therapiegeschehen einbezogen, sofern die TherapeutInnen das Gefühl haben, sie können Teile der Therapie mit gutem Gewissen an die PraktikantInnen abgeben.
Eine wichtige Aufgabe der PraktikantInnen ist es auch, Ansprechperson für die Familien zu sein. Als PraktikantIn ist man häufig erste Anlaufstelle für die Familien, wenn es Probleme gibt oder Ähnliches. PraktikantInnen fungieren auch als BabysitterInnen, wenn die Eltern abends einmal ausgehen wollen. Diesen besonderen Dienst darf man sich allerdings extra entlohnen lassen. Gerade bei diesen eher persönlichen Treffen in den Hotels, bei denen häufig auch gemeinsam zu Abend gegessen wird, aber auch zwischen den einzelnen Delphintherapien, wenn die Eltern noch Zeit haben und etwas länger auf der Plattform bleiben, kommt man sehr häufig ins Gespräch mit den Familien. Diese Gespräche können oft sehr persönlich und emotional werden und viele intime Eindrücke in das Familienleben der Betroffenen bringen. Ein besonderes Maß an Empathie und gewisse psychologische Fertigkeiten sind hier vonnöten, um die Eltern hier auch
aufzufangen!
Als PraktikantIn bekommt man auch einen guten Einblick in den Job eines Delphintrainers. Es ist ebenfalls Teil der PraktikantInnenaufgaben, bei den Touristenprogrammen mitzuhelfen, falls Not am Mann/ an der Frau ist. Hier besteht die Mithilfe aber vorwiegend im Verteilen und Anziehen der Schwimmwesten für alle Touristen und Koordination der einzelnen Programme. Wer gut mit der Kamera umgehen kann, wird auch mal als FotographIn eingesetzt und wer möchte, darf auch in der Fischküche mithelfen, um die Futterrationen für die Delphine vorzubereiten. Da es sich um einen PraktikantInnenjob handelt, sind aber natürlich auch typische PraktikantInnenaufgaben zu erledigen, wie putzen, abwaschen, Lager kontrollieren oder Kaffee kochen.
Persönliche Eindrücke
Die Arbeit als Delphintherapeutin stellen sich viele Menschen als den Traumjob schlechthin vor. Man arbeitet in Urlaubsgebieten, wo die Sonne immer scheint, man ist an der frischen Luft und hat natürlich täglich Kontakt zu diesen außergewöhnlichen Tieren, die eine so große Faszination auf den Menschen ausüben. In meinem Praktikum habe ich auch die andere Seite dieses Berufsfeldes kennen gelernt. „DelphintherapeutIn“ ist ein Animationsjob. Es heißt immer gute Laune zu zeigen, auch wenn es einem nicht gut geht, immer Spaß mit den Kindern machen, auf die Eltern eingehen, egal wie genervt man schon ist, und ihnen zuhören. Kurz: immer wieder Handstandüberschlag ausführen, um es allen recht zu machen. Und natürlich lächeln! Disziplin, Verlässlichkeit und Belastbarkeit sind unbedingte Eigenschaften, die man mitbringen sollte. Es ist wahr, dass man sich in einem Urlaubsgebiet befindet, aber von dieser Urlaubswelt bekommt man nur am Rande etwas mit, da „Delphintherapie“ unterm Strich ein Job wie jeder andere mit festen Arbeitszeiten und wenigen freien Tagen ist. Und auch hier in diesem Urlaubsgebiet zieht irgendwann der Winter ein, wie wir die letzten Wochen bemerken mussten. Das war es dann mit Sonnenschein. Regen und Sturm suchen die Plattform heim. Die Therapie wird deswegen nicht abgesagt und es heißt 6x am Tag auf die Plattform ans/ins Wasser und dazwischen hat man auch nicht wirklich Gelegenheit, mal ins Warme und Trockene zu kommen. Da wird der Traumjob schnell zu einem Knochenjob und das sage ich als einfache Praktikantin, die die meiste Zeit ins Handtuch eingewickelt am Rande der Plattform saß und höchstens ein paar Spritzer Wasser abbekommen hatte!
Diese Aspekte muss man sich unbedingt bewusst machen, bzw. tatsächlich einmal erlebt haben, bevor man eine Karriere im Bereich der Delphintherapie einschlagen möchte. Obwohl ich mit falschen Vorstellungen und dadurch mit einem harten Frustrationstraining das Praktikum begonnen habe, kann ich nun, nach Beendigung meiner Tätigkeiten bei Onmega, nur ein eindeutig positives Resümee über meine Erfahrungen ziehen! Ich habe sehr, sehr viel im Umgang mit Kindern, egal ob behindert oder nicht, gelernt: Wie man auf sie zugeht, mit ihnen spricht, sie anfasst und stützt, sie als das behandelt, was sie sind, nämlich eigenständige Menschen, die trotz eines eventuellen Entwicklungsrückstandes oder dergleichen eine intelligente Persönlichkeit besitzen und oftmals viel mehr mitbekommen, als man ihnen zutraut.
Ich habe in den drei Monaten sehr viel für mich und auch über mich gelernt. Ich habe sehr viele nette, interessante Menschen kennen lernen dürfen, von denen ich nun viele meine Freunde nenne und sehr viele tolle Erfahrungen gemacht.
Empfehlungen
Man darf nicht davon ausgehen, dass man nach dem Praktikum DelphintherapeutIn ist! Eine tatsächliche Karriere in diesem Bereich ist meines Erachtens schwierig, da bestehende Institutionen, die Delphintherapien anbieten, bereits ihr bestehendes Team besitzen und selten neue Leute (vor allem wenn sie diese noch nicht einmal kennen) einstellen. Als Motivation, als DelphintherapeutIn durchzustarten, würde ich das Praktikum also nicht empfehlen. Will man allerdings einen intensiven Einblick in die Arbeit mit Kindern mit Behinderungen erhalten und die Arbeit mit diesen wunderbaren
Tieren kennenlernen, sollte man den Schritt wagen. In kaum einem anderen Betrieb kann man in so kurzer Zeit so viele verschiedene Familien und Kinder mit den verschiedensten Störungsbildern kennenlernen.
Ich möchte an dieser Stelle für eventuelle Praktikum-InteressentInnen keine allgemeine Empfehlung für oder gegen den Praktikumantritt aussprechen, da es im Endeffekt immer auf die jeweilige berufliche und private Situation des Menschen ankommt. Ich kann aber für mich sagen, dass ich keine Sekunde bereue, diese drei Monate erlebt zu haben und sobald es meine Zeit zulässt, würde ich die Reise sofort, ohne mit der Wimper zu zucken, noch einmal antreten!
Ich stehe gerne jederzeit für Fragen und Anregungen über den PraktikantInnenjob bei Onmega zur Verfügung, also scheuen Sie sich nicht, mich zu kontaktieren!
An dieser Stelle möchte mich auch noch einmal ganz, ganz herzlich bei dem gesamten Onmega Team und natürlich bei Herrn Axel Linke für die wunderbare Zeit bedanken und ich hoffe, wir bleiben alle in Kontakt!
Viele liebe Grüße
Carmen
Für Fragen hinsichtlich Delphintherapeuten-Praktikum / Delphintherapie können Sie Carmen Viereckl per E-Mail : Kontaktieren.
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