Delfine können Ralph helfen
Ralph ist jetzt aufmerksamer, entspannter, interessierter. Das hat der 23-jährige junge Riedener, der durch Sauerstoffmangel bei seiner Geburt schwer behindert ist, ein Stück weit anderen jungen Leuten aus dem Dorf zu verdanken. Die haben nämlich zu einem gemütlichen Kaffeenachmittag eingeladen und dafür um Spenden gebeten. 2300 Euro kamen so zusammen, die einen Teil der Delfin-Therapie finanzieren halfen, die Ralph vor Kurzem in der Türkei gemacht hat.
„Ein Festle für das ganze Dorf“ sollte es sein, sagt der 21-jährige Alexander Dehm zu der Benefizaktion. Er und seine Freunde Simon Götz (19), Andreas Milonas (20) und noch rund 20 junge Leute aus Rieden wollten gern etwas zu der rund 5000 Euro teuren Therapie für ihren Altersgenossen beitragen. Kaffee und Kuchen, dazu musikalische Unterhaltung im Saal des Gasthauses Weißes Ross, sollten Geld einbringen. Man bat um Kuchen- und Tortenspenden, für den Kaffee fand sich auch ein Geber, und lud an einem herbstlichen Sonntagnachmittag ein.
Gut 15 Jugendliche gaben in der Küche und beim Servieren ihr Bestes, um die Gäste, die nicht nur aus Rieden, sondern auch aus den Nachbarorten gekommen waren, zufriedenzustellen. „Es war ein Kommen und Gehen“, sagt Simon Götz zufrieden, rund 150 Gäste seien da gewesen. Die wurden zudem von Ralphs Schwager mit zünftiger Akkordeon- und Gitarrenmusik unterhalten und bekamen von seiner Schwester Corina in einem Beamer-Vortrag Informationen über die Delfin-Therapie – aus erster Hand, denn mit Ralph waren auch seine Eltern Centa und Edwin Sonderholzer sowie Schwester und Schwager Corina und Konrad Butzmann nach Antalya gereist, um den 23-Jährigen, der Fürsorge rund um die Uhr braucht, bei der Therapie zu unterstützen.
Die war, so versichert seine Mutter Centa Sonderholzer, ein Erfolg. „Er hat das so gut angenommen“, freut sie sich und berichtet, wie ihr Sohn die täglichen 45 Minuten in der Lagune ganz nahe beim Delfin genossen hat. „Der Delfin hat ihn immer geküsst“, sagt Centa Sonderholzer. Ralph habe seine Arme ausgestreckt, den Delfin berührt und sogar in dessen Maul gegriffen. Dazu kam ein umfangreiches Programm mit Physiotherapie und Kraniosakraler Therapie, bei der Ralph dank des Trainings mit dem Delfin viel aufmerksamer und wacher war als sonst.
Seine Stimmung drückt er mit Lachen oder Weinen aus
Ralph, der nicht sprechen kann, aber aus seiner Umgebung viel aufnimmt und seine Stimmung beispielsweise mit Lachen oder Weinen ausdrückt, leidet unter multiplen Spasmen und muss zu 80 Prozent per Sonde ernährt werden. Ärzte haben ihm eine wenig erfreuliche Diagnose gestellt: In fünf Jahren werde es ihm nicht mehr möglich sein, im Rollstuhl zu sitzen. Das wollen weder seine Eltern noch seine Schwestern Corina und Diana akzeptieren, denn dann wäre Ralph kaum noch mobil. Jetzt geht er regelmäßig zur Arbeit in die Förderstätte nach Ursberg. Beim Kaffeenachmittag im Gasthaus Weißes Ross war der junge Mann mit von der Partie. Er merkte, dass die vielen Menschen seinetwegen gekommen waren, und lachte und weinte vor Freude, Aufregung und Ergriffenheit.
„Ralph versteht alles“, sagt seine Schwester Diana, „er ist sehr sensibel.“ Und er genießt es, mitten im Alltag ganz selbstverständlich dabei zu sein. Auch deshalb ist es seiner Familie wichtig, dass Ralph dank des Rollstuhls einigermaßen mobil bleibt. Die Delfin-Therapie hat dazu beigetragen. „Jetzt kann er den Kopf besser halten“, sagt seine Mutter und zeigt, wie Ralph jetzt auch die Finger bewegt und versucht, zuzugreifen.
Um diese Fortschritte zu erhalten und vielleicht sogar auszubauen, will Centa Sonderholzer künftig neben den ohnehin schon üblichen Therapien regelmäßig mit ihrem Sohn in Thermalwasser Übungen machen. „Ralph will gefördert sein“, sagt sie und hofft auf weitere, wenn auch vielleicht winzige Fortschritte.
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