Die beste Therapie ist die Liebe
Artikel von nw-news.de, 31.12.2012, Autor: Miriam Scharlibbe
Dilsah Sue hat eine angeborene Gehirn-Fehlbildung / Durch die Begegnung mit Delfinen lernte sie laufen
Dilsah Sue ist neun Jahre alt. Sie kann laufen, selbstständig kauen und mit den Augen fixieren. Sie lässt sich berühren und gibt Laute von sich. Das war nicht immer so. Noch vor fünf Jahren wurde das Mädchen durch eine Magensonde ernährt. Die Ärzte gaben ihr keine Chance. Doch Dilsah Sue widerlegte alle Prognosen.
Vor fünf Jahren berichtete die Neue Westfälische erstmals über das Schicksal des kleinen Mädchens. Damals versuchte die Familie von Dilsah Sue das Geld für eine Delfintherapie aufzubringen. Viele Menschen spendeten und ermöglichten damit die alternative Behandlung, die das Leben der Familie grundlegend änderte.
Dilsah Sue war ein Wunschkind, auf das ihre Eltern, die nicht namentlich genannt werden möchten, neun Jahre gewartet hatten. Doch im sechsten Schwangerschaftsmonat stellten die Ärzte eine Zwerchfellhernie fest. Bei dieser Fehlentwicklung rutschen Organe in den Bauchraum und engen die Lunge ein. „Wir wussten nicht, wie krank unsere Tochter sein würde, nicht einmal, ob sie bis zur Geburt überlebt“, sagt die Mutter.
Heute ist Dilsah Sue neun Jahre alt. Neben dem angeborenen Defekt, durch den nur ein Lungenflügel funktionstüchtig ist, leidet das Mädchen unter einer Balkenagenesie, einer Fehlbildung der Verbindung zwischen den Gehirnhälften. Die Ärzte prognostizierten das Schlimmste. „Mir wurde gesagt, ich solle mir keine Hoffnung machen, dass Dilsah jemals laufen kann.“ Doch die Tochter hatte ihren eigenen Kopf, machte kleine Fortschritte – für die Eltern ein Wunder. „Dilsah ist eine Kämpferin und unser Sonnenschein“, sagt die Mutter.
Die Lebensfreude des Kindes hat auch Theres Ilskens tief beeindruckt. Die Schloß Holte-Stukenbrockerin besuchte mit ihrem Sohn den Spielkreis im Verler Droste-Haus. Dort lernte sie Dilsah Sue, deren jüngeren Bruder und die Mutter kennen. Das Schicksal der türkischen Familie hat Ilskens, selbst dreifache Mutter, nicht mehr losgelassen. Sie hat eine Patenschaft für das behinderte Kind übernommen und von dem Wunsch erfahren, Dilsah Sue eine Delfintherapie zu ermöglichen. „Viele Zeitungsleser haben gespendet und unsere türkischen Freunde haben ein Fest für Dilsah veranstaltet“, erzählt die Mutter. Knapp 5.000 Euro kamen zusammen, von denen die Therapie bezahlt werden konnte. Eltern, Bruder und die Großmutter flogen ebenso wie Theres Ilskens und ihre Familie auf eigene Kosten in die Türkei, um Dilsah Sue zu begleiten.
„Die Fortschritte, die Dilsah seitdem gemacht hat, sind unglaublich“, sagt die Mama.Vor der Therapie war nicht absehbar, dass sie jemals laufen kann. Im „Onmega Dolphin Therapy & Activity Center“ im südwesttürkischen Antalya, machte Therapeutin Barbara Dietrich Dilsah Sue im Sommer 2007 mit den empfindsamen Tieren vertraut. Am zehnten Tag stand das Mädchen auf ihren eigenen Beinen. Alle weiteren Besserungen folgten in den nächsten eineinhalb Jahren. Die Mutter ist sicher: „Die Ultraschallwellen der Delfine haben die Blockaden in Dilsahs Gehirn gelöst.“ Um das Sprachzentrum der Tochter anzuregen, wünscht sie sich eine zweite Therapie. „Seit der Behandlung gibt sie Laute von sich. Vielleicht kann sie sich irgendwann wenigstens ein bisschen mitteilen.“
Hoffnungsvoll reibt die Mama ihre Nase an der ihrer Tochter. Dilsah Sue reagiert mit einem Glucksen. Beide sehen glücklich aus. Mutter und Tochter werden weiterkämpfen. Jeder neue Tag, ist ein Erfolg.
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